Was bedeutet Inklusion?
Die Grundlage für Inklusion an Schulen ist das Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (VN-BRK), das im August 2011 in Bayern in Kraft trat.
Darin kennen alle Vertragsstaaten das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung an und verpflichten sich, ein integratives bzw. inklusives Bildungssystem zu gewährleisten.
Um diese Auflagen sinnvoll umzusetzen, haben wir uns in den letzten Jahren auf den Weg gemacht, ein inklusives, pädagogisches Profil für unsere Schule zu erstellen und dies Schritt für Schritt umzusetzen.
Im Sinne des Erziehungsauftrags der Schule, „nicht nur Wissen und Können zu vermitteln, sondern auch Herz und Charakter zu bilden“, liegt uns die Förderung der Gesamtpersönlichkeit unserer Schülerinnen und Schüler sehr am Herzen. Sie sollen christlich-humanistische Werte im täglichen Schulalltag anwenden. Die inklusive Beschulung von Kindern mit besonderem Förderbedarf bietet dabei ein intensives Lernfeld für die gesamte Schulgemeinschaft.
Inklusion als Aufgabe der ganzen Schulgemeinschaft
Die Intention der Inklusion ist in unseren Leitzielen, die wir vor einigen Jahren aus dem Kollegium heraus entwickelt haben, fest verankert. So sind wir eine Schule, die die Unterschiedlichkeit und Individualität von Kindern akzeptiert, wertschätzt und diese als Herausforderung annimmt (unser Schulprogramm finden Sie hier). Wir legen Wert darauf, unsere Schule als einen Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum zu gestalten, in dem sich jede:r anerkannt und geborgen fühlt.
Dabei versuchen wir, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich jedes Kind zu einer selbstbewussten, sozialkompetenten und leistungsbereiten Persönlichkeit entwickeln kann. Dementsprechend nehmen wir bewusst unterschiedliche kognitive, körperliche und emotionale Lernvoraussetzungen in den Blick. Jedes Kind soll sich mit Freude und Zuversicht neuen Aufgaben stellen und seine Stärken und Schwächen einordnen. Dadurch lernt es, eigene Interessen zu entwickeln, zu vertreten und zu verfolgen, aber ebenso die Interessen und Fähigkeiten der anderen Kinder zu akzeptieren und zu respektieren.
Wir bestärken unsere Kinder bewusst darin, Fehler und Umwege als einen notwendigen Schritt zu neuen Lösungen zu erfahren und so konstruktiv mit Misserfolgen umzugehen. Es geht uns darum, dass sie den Zusammenhang zwischen Anstrengung und Erfolg kennenlernen und Erfahrungen des eigenen Könnens machen. So reflektieren wir zusammen mit den Schüler n und Schülerinnen individuelle Lernfortschritte und versuchen die Anforderungen möglichst so zu gestalten, dass ihre Leistungsbereitschaft erhalten bleibt und weiterentwickelt wird.
Durch eine kindgerecht gestaltete, gepflegte und anregungsreiche Umgebung sollen sich alle Kinder in ihrer jeweiligen Entwicklung wohlfühlen, so dass jeder in seiner Einzigartigkeit die eigenen besonderen Stärken entfalten kann.
Konkrete Umsetzung der Inklusion in den verschiedenen Bereichen
1. Jahrgangsmischung als Chance für alle Kinder
Das gemeinsame Lernen voneinander und miteinander ist uns in unseren jahrgangsgemischten Klassen (1/2 und 3/4) sehr wichtig. Vielfalt verstehen wir als Bereicherung. Offene Unterrichtsformen, „gute Aufgaben“ sowie vielfältige kooperative Lernformen prägen unseren Unterrichtsalltag. Die Lehrkräfte werden über weite Strecken des Unterrichts zu Lernbegleitern. Gleichzeitig achten wir darauf, klare Strukturen vorzugeben, die gerade für leistungsschwächere Kinder unerlässlich sind. Gemeinsame Lernwege öffnen dabei den Blick für eigene Lernwege, so dass im Idealfall viele Kinder ihr Potential entfalten können. Genauso kann jeder mit seiner Einzigartigkeit zum gemeinsamen Lernerfolg beitragen. Durch das Unterrichtsprinzip des „Lernens durch Lehren“ wird es den Schüler ermöglicht, Wissen und Kompetenzen an ihre Mitschülern weiterzugeben. Hierbei erleben sich gerade auch Schüler mit Handicaps immer wieder als kompetent. Selbstverständlich stoßen wir dabei in unserem Schulalltag auch an unsere Grenzen, halten jedoch das Prinzip der Jahrgangsmischung grundsätzlich als sehr gut geeignet, um Kinder mit vielfältigen Potentialen gemeinsam zu unterrichten.
Die flexible Verweildauer in den jahrgangsgemischten Eingangsklassen bietet leistungsstarken Kindern die Chance, einer Verkürzung der Grundschulzeit. Gleichzeitig haben Kinder, die langsamer im Lernstoff voranschreiten, die Möglichkeit einer dreijährigen Verweildauer in der Klasse, ohne dass sie in eine andere Klasse wechseln oder die Jahrgangsstufe wiederholen müssen. Sie können genau da weiterarbeiten, wo sie gerade leistungsmäßig stehen.
2. DeutschPlus
Für Schüler und Schülerinnen mit nichtdeutscher Muttersprache, die eine Regelklasse besuchen, werden auch weiterhin begleitende Fördermaßnahmen in Deutsch als Zweitsprache angeboten. Ziel ist der weitere Kompetenzerwerb und die Aneignung einer Fach- und Bildungssprache. In den Schuljahren 2016/17 und 2017/18 gab es parallel zu den jahrgangsgemischten Klassen eine Übergangsklasse. Seitdem haben sich in vier 1/2-Klassen DeutschPlus-Gruppen integriert. In diesen werden Kinder mit Migrationshintergrund und sprachlichen Defiziten intensiv beim Erwerb der deutschen Sprache gefördert. Die feste Einbindung unserer Sprachlerner in die Regelklasse hat sich dabei als großer Vorteil erwiesen: Durch das Sprachvorbild ihrer Klassenkameraden erweitern sie ihren Wortschatz bzw. ihre Ausdrucksfähigkeit in der deutschen Sprache in der Regel problemlos.
Für Eltern interessant: Unsere Erfahrungen zeigen, dass Kinder, die schon mehrere Jahre in Deutschland leben und dennoch Schwierigkeiten haben, die deutsche Sprache zu erlernen, oftmals auch einen sonderpädagogischen Förderbedarf im Bereich des Sprachverständnisses haben, der auch im Herkunftsland ihrer Eltern bestehen würde.
3. Offene Ganztagsschule (OGTS)
Über die Hälfte unserer Kinder besuchen die Betreuungsangebote unserer offenen Ganztagsschule (OGTS). Nach der Schule werden die Kinder von ihrem Bezugsbetreuer bei ihrem Lernen am Nachmittag begleitet: in der Hausaufgaben- und Austauschzeit (montags und mittwochs) wird versucht, jedes Kind dort abzuholen, wo es steht. Auch Kinder mit besonderem Lernbedarf sollten hier nicht überfordert werden. In der Freispielzeit stehen soziale Lernerfahrungen im Vordergrund. Klassenübergreifend erfahren die Kinder sich hier als Teil einer Gruppe, in der wichtige soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Kompromissbereitschaft und Konfliktlösungsstrategien erworben werden. Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf profitieren besonders von den Angeboten, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im musischen, künstlerischen, naturwissenschaftlichen oder sportlichen Bereich in Form von Arbeitsgemeinschaften (AGs) jeweils dienstags und donnerstags anbieten. Auch wenn es für Grundschulkinder grundsätzlich herausfordernd ist, den Alltag außerhalb der sicheren Strukturen ihrer Familie zu verbringen, ist die OGTS für viele Kinder die richtige Anlaufstelle und trägt zu einem gelungenen Zusammenleben aller in der Schulgemeinschaft bei.
4. Mobiler Sonderpädagogischer Dienst (MSD)
Der Mobile Sonderpädagogische Dienst ist ein präventive-integratives Angebot für Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem für uns zuständigen Förderzentrum, SFZ Otto-Lilienthal-Schule Fürth. Frau Wagner, Studienrätin im Förderschuldienst, ist bei uns an mehreren Tagen in der Woche tätig.
Ihre Schwerpunkte sind:
- Beratung für Lehrkräfte, Sorge- und Erziehungsberechtigte sowie Schüler:innen zu Fragen der Unterstützung bei sonderpädagogischen Förderbedarf während der Schullaufbahn
- sonderpädagogische Diagnostik (Testverfahren zur Einschätzung des Entwicklungsstandes)
- Durchführung individueller Fördermaßnahmen in der Klasse zur Vertiefung und Differenzierung
- Koordination der Zusammenarbeit aller Beteiligten
- Moderation von Elterngesprächen
Um die Entwicklung der Kinder im Laufe des Schuljahres weiterhin zu fördern, wird gemeinsam mit der Klassenlehrkraft ein individueller Förderplan mit differenzierten Zielsetzungen erstellt, der in einem ausführlichen Elterngespräch besprochen wird. Die zum Halbjahr stattfindenden Lernentwicklungsgespräche bieten einen sinnvollen Anlass, gemachte Fortschritte zu überprüfen. Hierbei werden im Vorfeld die Einschätzungen der Klassenlehrkraft mit der MSD-Fachkraft abgestimmt. Gegen Ende des Schuljahres reflektieren die Klassenlehrkraft, die MSD-Fachkraft und die Eltern, welche Fortschritte erzielt wurden und ob das Kind weiterhin gefördert werden soll.
5. Enge Zusammenarbeit mit den Eltern
Um unsere Kinder individuell zu fördern, liegt uns eine konstruktive und ehrliche Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten sehr am Herzen. Eltern kennen ihr Kind am besten. So ist ein regelmäßiger Kontakt zwischen unseren Lehrkräften und den Eltern Grundlage für eine erfolgreiche Grundschulzeit. Die positive Einstellung zur Schule und die Unterstützung aus dem Elternhaus ist für die Kinder unmittelbar motivationsfördernd. Unserer Erfahrung nach haben Kinder die besten Lern- und Entwicklungschancen, wenn das Miteinander von Eltern und Lehrkräften von gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung geprägt sind. Deshalb ist es uns ein Anliegen, dass Eltern frühzeitig das Gespräch mit der Klassenleitung suchen, sobald Unsicherheiten oder Missstimmungen auftauchen. Auch die Lehrkräfte werden bei Schwierigkeiten die Eltern zeitnah kontaktieren. Es hat sich gezeigt, dass dadurch viele Problemsituationen entschärft werden konnten, ehe sie eskalieren!
Wenn dies nicht gelingt, sind die Kinder die Leidtragenden: Für sie kann es sehr belastend sein, wenn Eltern und Lehrerkräfte nicht an einem Strang ziehen.
Die Klassenlehrkraft ist generell am besten über den Lern- und Entwicklungsstand des Kindes informiert. So sollte sie auch immer die erste Anlaufstelle sein. Weiterhin steht ein multiprofessionelles Beratungsteam zur Verfügung:
- eine Beratungslehrkraft
- eine Sonderschulpädagogin
- eine Schulpsychologin
- eine Jugendsozialarbeiterin (JaS)
Neben unserem Beratungsteam steht in Krisenfällen auch die Schulleitung zu Verfügung (Rektorin Frau Meyer: sl@gs-hans-sachs-fuerth.de, Konrektorin Frau Knott: kr@gs-hans-sachs-fuerth.de).
Eine regelmäßige Teilnahme an Sprechstunden und Elternsprechabenden erleichtern das Miteinander und den kontinuierlichen Austausch ungemein.