Deutsch 1, Mathe 3, HSU 2. – Diese Informationen enthält ein klassisches Zeugnis. Für Kind und Eltern sind die Noten jedoch oft wenig aussagekräftig. Wo liegen die Stärken des Kindes? Und wo genau hapert es in Mathe noch? Gibt es insgesamt eine positive Entwicklung? Um dies gemeinsam zu besprechen, gibt es seit dem Schuljahr 2014/2015 in Bayern die Möglichkeit, bestimmte Zeugnisse an der Grundschule durch Lernentwicklungsgespräche zu ersetzen. Dabei bespricht die Lehrkraft mit dem Schüler/der Schülerin den aktuellen Lernstand und vereinbart Wege und Ziele für das weitere Lernen. Wir an der Grundschule Hans-Sachs-Straße waren maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung der Lernentwicklungsgespräche beteiligt – aus Überzeugung und mit großem Erfolg. Im Folgenden möchten wir Ihnen das Prinzip der Lernentwicklungsgespräche näherbringen.
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Was genau ist ein Lernentwicklungsgespräch (LEG)?
Ein LEG ist ein dokumentiertes Gespräch über die Lernentwicklung eines Kindes. Dabei steht die individuelle Situation des Kindes mit seinen Stärken, Schwächen und Entwicklungspotenzialen im Mittelpunkt. Es werden Themen besprochen wie etwa: Wie gut lernt und arbeitet das Kind in der Schule? Wie verhält es sich im Umgang mit anderen? Und wie sieht es in den einzelnen Unterrichtsfächern aus?
In Vorbereitung auf das Gespräch füllen Lehrkraft und Kind einen Bewertungsbogen aus: Das Kind schätzt sich zunächst eigenständig ein, bei Bedarf mit Hilfe. Anschließend markiert die Lehrkraft ihre Einschätzung in dem Bogen. Im Gespräch wird auf wichtige Punkte dieses Bogens eingegangen. Derselbe Bogen dient auch als Dokumentation des Gesprächs
Während des LEGs ist auch (mindestens) ein Erziehungsberechtigter anwesend. Er nimmt hauptsächlich eine Beobachterrolle ein und kann bei Bedarf in das Gespräch eingebunden werden.
Wie läuft ein LEG ab?
Im Gespräch werden verschiedene Kompetenzen der Lernbereiche besprochen und Stärken des Kindes herausgearbeitet. Am Ende des LEGs überlegen alle Beteiligten gemeinsam, ob es ein wichtiges Entwicklungsziel gibt, das festgehalten werden soll. Hierbei wird auch genau notiert, wer dem Kind bei Bedarf helfend und unterstützend zur Seite stehen soll.
Alle Anwesenden besiegeln die Zielsetzung durch ihre Unterschrift.
Am Zeugnistag erhält jedes Kind seinen Lernentwicklungsbogen. Im Bogen der 3. Jahrgangsstufe stehen zusätzlich die Noten der jeweiligen Fächer.
In welchen Jahrgangsstufen gibt es LEGs?
Wir an der Grundschule Hans-Sachs-Straße nutzen die LEGs in den Jahrgangsstufen 1 bis 3. In der ersten und dritten Klasse finden dabei sowohl zum Halbjahr als auch zum Schuljahresende LEGs statt. In der zweiten Klasse wird das Halbjahreszeugnis durch ein LEG ersetzt; am Ende der 2. Klasse erhält das Kind ein klassisches Zeugnis.
In der 4. Klasse bekommen die Kinder eine Notenzwischeninformation Anfang Januar, das Übertrittszeugnis für die weiterführende Schule Anfang Mai sowie ein Zeugnis zum Schuljahresende. Ergänzend dazu bieten wir auch in der 4. Klasse ein gemeinsames Gespräch zum Lernstand an, das jedoch ohne Beobachtungsbogen auskommt.
Was ist der Vorteil eines LEGs gegenüber einem klassischen Zeugnis?
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Es gibt viele Gründe, die das LEG sehr wertvoll machen:
- Das Gespräch ist für Ihr Kind verständlicher als ein fließender Text in einem Zeugnis.
- Ihr Kind erhält 20 bis 30 Minuten Exklusiv-Zeit mit seiner Lehrkraft – ein solch intensiver Austausch ist im Schulalltag in der Regel nicht möglich. Das LEG stärkt damit die Bindung zwischen Kind und Lehrkraft.
- Lehrkraft und Kind können über Stärken und Fördermöglichkeiten zusammen besser beraten.
- Ihrem Kind werden eigene Schwächen und Stärken bewusst und es erfährt sich als jemand, der sein Lernen aktiv mitgestalten kann. Somit werden Eigeninitiative und Eigenverantwortung gestärkt.
- Das Kind wird zur Selbstreflexion angeregt und lernt, sich selbst Ziele für das eigene Lernen zu setzen.
- Zielvereinbarungen lassen sich unmittelbar formulieren und können das Lernen somit verbessern.
- Sie als Eltern erhalten einen genaueren Einblick in den Lernstand sowie das Arbeits- und Sozialverhalten Ihres Kindes. Somit wird die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Grundschule und Elternhaus gestärkt.
Wenn Sie Fragen zu den Lernentwicklungsgesprächen haben, sprechen Sie gern die Lehrkraft Ihres Kindes an!
Weitere interessante Informationen finden Sie auch in diesem Leitfaden des Bayerischen Kultusministeriums zu den Lernentwicklungsgesprächen.